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Geht es dir auch so? Die letzten Wochen im Jahr sind oft hektisch und anstrengender, als ich mir das wünsche. Manche Situationen sind richtig unangenehm. Mir geht es in den dunklen Monaten des Jahres zum Beispiel oft beim Einkaufen so.
Endlose Schlangen vor der Kasse, grelles Kunstlicht, der eine wird unfreundlich, die andere drängelt, es ist heiß und muffig und feucht und irgendjemand schiebt den Wagen zu dicht ran. Vielleicht heulen von draußen auch noch Polizeisirenen, drinnen schreit ein verzweifeltes Kind … du weißt, was ich meine.
Wie gut, dass du schreibst!
Denn gerade diese Situationen kannst du wunderbar für deine Materialsammlung nutzen. Und zwar, indem du ganz bewusst künstlerischen Abstand nimmst. Ich mache das immer wieder gerne, denn so sammle ich nicht nur Szenen für meine Geschichten, sondern hole mich auch noch ein gutes Stück aus der Situation heraus. Manche Momente sind für mich als Beobachterin sehr viel einfacher zu ertragen. Das Schreiben rettet mich. Und das geht so:
Übung: Schau dir die Situation, in der du steckst, als Autor*in an.
Was beobachtest du?
Was siehst du? Was riechst du, hörst du, fühlst du? Wie ist die Energie im Raum?
Wie agieren die Menschen? Welche Gesten machen sie? Wie bewegen sie sich?
Was für Worte wählen sie?
Wer fängt an zu wippen oder mit den Füßen zu scharren? Oder den Einkaufswagen als Waffe entschlossen vor sich herzuschieben?
Schau dir die Situation an, als wärst du in einem Theaterstück. Wer tritt wann auf? Wer sagt etwas? Wie gestaltet sich die Dynamik? Wie sind die Blicke?
Wie verändern sich die Gesichter? Wie erkennst du Ärger, Freude, Ungeduld, ohne dass auch nur ein Wort gesagt werden muss? Wie würdest du diese Situation in einem Roman beschreiben?
Diese Übung kannst du immer und überall machen. Sie ist so lehrreich. Vor allem, wenn es unangenehm wird! Denn gute Geschichten leben von Konflikten – und feiner Beobachtung.
Du wirst dich wundern – irgendwann freust du dich vielleicht sogar, wenn du in eine solche Situation kommst, weil sie dir kostbares Material schenkt.
Jedenfalls bin ich manchmal geradezu begeistert, wenn mir jemand besonders blöd kommt. Diese Sätze, diese Gesten – so schön hätte ich mir das gar nicht ausdenken können. Ein echter Schatz für das Schreiben!
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Eine tolle Anregung, liebe Ulrike, das werde ich in Zukunft viel bewusster machen. Danke dafür!
Liebe Heide, sehr gerne. Dein Kommentar freut mich sehr! Diese Übung ist wirklich eine meiner liebsten.