Wie du Inspiration im Alltag findest

Transkript zum Podcast Inspiriert Schreiben. Folge 2

Ich kenne dich nicht und ich weiß nicht, wie du zum Schreiben stehst, aber wenn du das Gefühl hast, alle anderen sind viel kreativer als du, dann kann es sein, dass da ein Missverständnis ist.

Inspiriert Schreiben mit Ulrike Hartmann.

Hallo, herzlich willkommen. Ich bin Ulrike Hartmann, Autorin und Schreibmentorin und wir treffen uns heute hier zur zweiten Folge von Inspiriert schreiben. Und ich möchte mich an dieser Stelle ganz, ganz herzlich bedanken für die vielen schönen Nachrichten, die mich auf den unterschiedlichen Kanälen erreicht haben. Es bedeutet mir wirklich viel, dass ihr Freude an diesem Podcast habt. Und heute möchte ich euch gerne zeigen, wie ihr relativ einfach im Alltag eure kreative Schale füllen könnt.

Ich hab euch ja letztes Mal von meinem Lieblingsbild erzählt, die Schale der Fülle. Weil ich finde, dass es die Kreativität unglaublich gut beschreiben kann. Wenn deine Schale nicht gefüllt ist, wenn sie nicht überfließt, dann kannst du nichts von dir geben. Nun, die nächste Frage ist natürlich, wie kann ich meine Schale füllen? Was muss ich tun?

Es gibt leider dieses Missverständnis, dass viele Menschen glauben, wenn sie nicht kreativ sind, dann werden sie es auch nie sein. Und vielleicht liegt es ein bisschen an diesem Genie-Glauben, dass wir immer noch denken, nur der Genie kann aus sich schöpfen und sich dahin setzen. Vielleicht liegt es auch an vielen Schreibratgebern, in denen immer nur die Idee davon ist, wie ich eine Idee entwickle, wie ich die Struktur ausbaue, wie ich Figuren erschaffe. Aber eigentlich ist sehr selten die Rede davon, woher dann überhaupt diese Ideen kommen können. Es wird immer vorausgesetzt, die Idee ist schon da.

Und ich glaube, es macht Sinn, vorher anzusetzen. Das ist auch genau der Grund, warum ich in meinen Workshops immer Inspiration und Handwerk unterrichte. Weil wir alle so unterschiedlich sind. Was den einen inspiriert, das lässt die andere völlig kalt.

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Was tut uns gut?

Wir haben oft gar keine Ahnung davon, was uns gut tut, was uns inspiriert, was uns zum Schreiben bringt. Und ich finde es ganz wichtig, dass wir wieder lernen, unsere Sinne zu schärfen. Dass wir lernen zu sehen, wer sind wir eigentlich?

Es ist nicht diese Gleichmacherei, sondern wir sind als Schreibende einzigartig. Und jeder von uns, jede von uns braucht etwas, was ihr entspricht.

Ich kann euch da die Geschichte von Birgit erzählen. Ich hab sie gefragt, ob ich das darf. Birgit war eine Teilnehmerin in einem meiner Kurse und ich hab sie über längere Zeit bei ihrem Schreiben begleitet. Und sie hat wirklich ganz begeistert mit einer guten Idee angefangen und ist dann irgendwann gescheitert. Sie saß immer nur noch vor dem weißen Blatt und dieses Gefühl, nicht weiterzukommen, hat sie unglaublich belastet.

Und dann haben wir gemeinsam geschaut, woran es denn bei ihr liegen könnte. Und erst als wir dann ein paar Übungen gemacht haben und ein paar Perspektivwechsel zusammen besprochen haben, hat sie ihre Haltung im Alltag geändert. Sie begann mit ganz offenen Augen durch die Welt zu gehen. Und dann hat sie auf Geräusche geachtet und Gerüche. Sie hat mehr die kleinen Veränderungen in ihrer Umgebung entdeckt. Und nach einer gewissen Zeit sprudelten die Ideen förmlich aus ihr heraus. Und das war für uns beide unglaublich beglückend.

Das Gute ist und was man an dieser Geschichte sieht: wir können unsere Kreativität jederzeit aktivieren.

Unsere Wahrnehmung

Wir müssen unsere Wahrnehmung schärfen und wir müssen der Welt mit einer offenen, neugierigen Haltung begegnen. Jeder Spaziergang, jedes Gespräch, jede Kleinigkeit kann zu einem wertvollen Impuls werden und es ist einfach wunderschön unsere Schale mit diesen vielen kleinen Perlen zu füllen. Es geht darum, eigentlich wie ein Kind, mit allen Sinnen wieder neu zu erfahren.

Was hörst du? Was riechst du? Was tastest du und was schmeckst du?

Und was hast du für ein Gefühl in bestimmten Momenten? Es geht darum, dass du deine Wahrnehmung in den Mittelpunkt deiner Kreativität stellst. Also: Kreativität ist keine fixe Gabe, sondern sie ist eine Fähigkeit und du kannst sie wecken und trainieren.

Das ist im Prinzip wie so eine kleine Pflanze, die gehegt und gepflegt werden will. Und wenn du sie jeden Tag düngst und ihr Wasser gibst, dann wird sie mit der Zeit prachtvoll und groß werden. Für mich ist dieses Bild der Pflanze und des Lebens, das wächst, unglaublich schön mit dem Schreiben zu verbinden.

Du solltest nur aufpassen, dass du nicht der Vorstellung unterliegst, dass Kreativität etwas ist, das so einfach so kommt, wie so ein Blitz, der über dich hereinbricht. Das ist ein Missverständnis. Kreativität ist eher ein Muskel, den du immer wieder trainieren musst. Und wenn du das regelmäßig tust, dann wird er stark. Wenn du aber darauf wartest, dass die Muse dich besucht und dich dann küsst, dann wirst du wahrscheinlich lange warten, wenn nicht überhaupt ewig. Und es ist total wichtig, dass du verstehst, wenn du das Gefühl hast, du kannst nicht mehr aus dir schöpfen, dann liegt alles draußen in der Welt.

Alle Impulse, alle Ideen, die sind alle da draußen. Du musst dich nur trauen, rauszugehen und sie aufzunehmen. Mit anderen Worten, du kannst deine Schale jederzeit füllen. Da gibt es kein Geheimnis und es gibt keine Magie. Das ist eher eine Entscheidung, die du jeden Tag treffen kannst. Also du kannst jeden Tag überlegen, gehe ich gleich da raus und öffne mich.

Und das Beste ist, du hast natürlich auch dann jeden Tag die Kontrolle darüber, wie du es machst. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, solche Wahrnehmungen jeden Tag zu machen. Ich glaube, da wird man verrückt.

Beginne jetzt

Ich habe jetzt für dich einen ganz einfachen Tipp, den du direkt umsetzen kannst. Beginne mal damit, nur für fünf Minuten in der Stille zu sitzen und dann bewusst auf deine Umgebung zu achten. Welche Geräusche hörst du?

Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füßen an? Was siehst du? Was riechst du?

Riechst du irgendetwas, was du vorher noch nicht wahrgenommen hast? Was tastest du? Wie fühlst du dich?

Versuch dich mit diesem Raum zu verbinden. Diese kleinen Wahrnehmungsübungen bringen dich in den Moment und dann bist du ganz nah bei dir und du bist ganz nah an deinem Schreiben. Und dann wirst du feststellen, wie viele kreative Ideen dir auf einmal durch den Kopf gehen können.

Eine andere Übung, und die könntest du hier gleich direkt nach dem Podcast machen: Nimm dir ein Blatt Papier oder öffne ein Dokument und dann schreibe zehn Dinge auf, die du heute gesehen hast, sei es draußen auf der Straße oder in deinem Wohnzimmer oder beim Einkaufen oder wo auch immer, und dann lass dich von den Kleinigkeiten inspirieren. Vielleicht hast du das Gefühl, dein Tag war alles andere als aufregend und der gehört gar nicht, irgendwie, in irgendeiner Form in einen Roman, aber ich verspreche dir, wenn du ganz tief in die Details schaust, vielleicht ein Blick, vielleicht ein Geruch, eine merkwürdige Situation, dann wirst du Bilder und Ideen finden. Und genau das ist der Beginn der Kreativität.

Bonusmaterial: Inspirations-Tagebuch

Wenn du dich damit noch beschäftigen möchtest: ich habe auf meiner Website ein Inspirationstagebuch für dich hinterlegt. Das kannst du dir downloaden, wenn du dich zum Newsletter anmeldest und dort kannst du dann unter Anleitung ein paar Tage Inspiration im Alltag suchen.

Die wichtigste Erkenntnis heute: Kreativität ist kein flüchtiger Funke, der uns plötzlich trifft. Kreativität ist nicht etwas, was da ist oder nicht, sondern sie ist eine Fähigkeit, die du im Alltag aktiv entwickeln kannst. Und je mehr du dann in den kleinen, oft übersehenden Momenten Inspiration findest, desto mehr wird das Schreiben zu einem ganz natürlichen Teil deines Lebens.

Beim nächsten Mal möchte ich mit dir darüber reden, wie deine Wahrnehmung deine Einzigartigkeit unterstreicht und auch die Einzigartigkeit deines Schreibens.

Ich würde mich riesig freuen, wenn du diese Episode mit deinen Freundinnen vielleicht teilst, die ebenfalls schreiben oder es noch vorhaben. Und vielleicht macht ihr ja sogar zusammen die Übungen und tauscht euch darüber aus. Ich finde das in meinen Kursen immer unglaublich spannend, was die Menschen erzählen, was diese Übungen mit ihnen machen. Es geht halt immer darum, auch für uns wahrzunehmen.

Für heute danke ich dir von Herzen, dass du dabei warst.

Ich hoffe, du gehst mit einem Gefühl von Leichtigkeit und einem Hauch voller neuer Ideen nach Hause. Und denk dran, du hast alles in dir, was du brauchst. Und wenn du das Gefühl hast, es ist nicht in dir, dann geh einfach vor die Tür.

Alles ist da draußen. Du musst es nur abholen.

Wenn du magst, dann hören wir uns wieder zur nächsten Folge. Und bis dahin wünsche ich dir gute Schreiben.

Deine Ulrike Hartmann.

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