Schreibräume und Schreibmaterial 

Was viele Schreibende immer wieder unterschätzen: den Raum, in dem sie schreiben, und das Material, mit dem sie schreiben.

Wer schreibt, ist immer wieder auf sich zurückgeworfen. Es kann schön sein, es kann schwierig werden, und in jedem Fall ist es wichtig, dass wir uns wohl fühlen. 

Wie auch hier ist es natürlich wie bei allen anderen Methoden: Was der einen wichtig ist, ist dem anderen egal. Vielleicht bist du ein Mensch, der nur Zettel und Stift oder einen Computer braucht, um inspiriert ans Werk zu gehen. 

Bei mir ist das anders. Ich fühle mich zum Beispiel am Schreibtisch schnell eingesperrt. Ich schreibe am liebsten draußen und in meinem Garten, und sehr gerne auf Bänken in Parks, am See oder im Wald. Für diese Fälle habe ich mir eine Laptopnudel genäht, wie ich sie nenne: Sie sieht aus wie eine Poolnudel, nur ist sie von einem wasserabweisenden Stoff umhüllt und innen mit Styroporkugeln zur Hälfte gefüllt. Wenn ich eine schöne Bank finde, schlinge ich sie um meine Beine, und platziere meinen Laptop sicher auf ihr. Sie gleicht die Höhenunterschiede aus, und ich bekomme keinen runden Rücken. Wenn ich sie nicht mehr zum Schreiben brauche, ist sie ein schönes Kissen für die Liegestühle. 😃

Manchmal schreibe ich auch gerne in Cafés, und neuerdings habe ich das Archiv eines Museums für mich entdeckt. Vielleicht gibt es so etwas auch in deiner Nähe. Ich finde es ungeheuer spannend, mit so viel Kunst an den Wänden zu schreiben und all die Leute zu betrachten, die neugierig ein Museum betreten. Sie umgibt immer ein besonderes Flair. Die suchenden Blicke, die Schritte oft etwas verloren in den riesigen Hallen. Irgendwie berührt mich das.

Oder vielleicht schreibst du lieber im Bus oder in der Bahn? Wenn es nicht zu holprig ist, kann ich mir das auch für mich vorstellen.

Wenn du lieber zu Hause schreibst, du aber das Gefühl hast, blockiert zu sein: Vielleicht hilft es, deinen Schreibplatz so schön wie möglich zu gestalten. Anregende Farben, prächtige Blumen und Pflanzen, inspirierende Bücher und Bilder, schöne Stifte zum Schreiben, kraftvolle Glaubenssätze am Bildschirm. Wir reden immer nur von Ergonomie, und die ist natürlich immens wichtig, aber das Ambiente ist auch nicht zu unterschätzen.

Und dann liebe ich schönes Schreibmaterial: Je mehr Papier ich habe, umso besser. Ich spiele mit den Formaten. Von A2 bis A6 – ich habe hier alles liegen, auch entsprechende Schreibunterlagen. Kürzlich habe ich auf einer alten Staffelei eine riesige MDF-Platte aus dem Bauhaus befestigt, oben Haken angebracht und sie mit Flip-Chart-Blöcken bestückt. Links und rechts kann ich Notizen kleben. Ich kann meine Projekte skizzieren, ohne ein Metall-Gestell zu benutzen. Ich arbeite lieber auf Holz.

Dicke farbige Stifte, Magnete, Karteikarten – all das macht mir Spaß und inspiriert mich. Ich stelle meine Projekte gerne bildlich dar, in Mindmaps, aber auch manchmal in Bildern. Für mich ist das Schreiben zum Anfassen. Ich muss die Kopfarbeit immer ein Stück weit in die reale Welt bringen, muss sie tasten können, mit ihr hantieren, das Papier und die Tinte riechen, um gut arbeiten zu können. Mit anderen Worten: ich muss meine Sinne ansprechen, damit ich besser mit allen Sinnen schreiben kann.

Mit einer Ausnahme: Ich nehme kein ausgewählt schönes Papier zum Schreiben. Ich habe dann das Gefühl, dass ich jetzt auch besonders schön schreiben muss, und das ist für mich immer schlecht. Da stehe ich davor und starre auf das weiße Blatt. Aber vielleicht ist das bei dir anders? Probier es aus! Was tut dir gut?

Und nun starte ich ein ganz neues Experiment: Im August schreibe ich zu Hause und doch mit anderen Menschen zusammen. Ein Online-Schreibraum! Ich bin sehr gespannt. Mir wurde erzählt, dass dabei auch online eine besondere kreative Energie entsteht und ich wurde gefragt, ob ich nicht so einen Raum anbieten möchte. Immer mittwochs von 9.00 bis 10.00 Uhr. Die Zeit ist extra knapp gehalten, damit nicht getrödelt wird oder das Gefühl entsteht, überfordert zu sein. Eine Stunde schreiben – das ist zu schaffen. (Wenn du auch mitmachen möchtest – hier findest du alle Infos: Zum Schreibraum)

Das alles hier sind nur wenige von den vielen Möglichkeiten zu schreiben. Vielleicht findest du ganz andere und neue. Vielleicht schreibst du am besten mit Musik oder in absoluter Stille. Vielleicht fährst du in ein Kloster oder aber auf die Kirmes. Vielleicht schreibst du alles beim Laufen im Kopf und musst es hinternher nur noch festhalten.

Ist es nicht spannend, wie unterschiedlich wir alle schreiben und was wir brauchen, damit wir uns dabei wohl fühlen? 

Wenn du das Gefühl hast, nicht schreiben zu können, dann experimentiere auch mit Schreibräumen und Schreibmaterial. Vielleicht ist das schon alles, was du brauchst. Es hilft dir auf jeden Fall weiter.

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