Transkript zum Podcast Inspiriert Schreiben. Folge 3
Bist du auch manchmal völlig entmutigt, wenn du in eine Buchhandlung gehst, oder vielleicht sogar auf eine Buchmesse, und dort diese Unmengen an anderen Büchern siehst? Fragst du dich dann, warum gerade du noch ein Buch schreiben solltest?
Hallo und herzlich willkommen. Ich bin Ulrike Hartmann, Autorin und Schreibmentorin und heute sprechen wir über etwas, das wohl alle Schriftstellerinnen und Schriftsteller irgendwann kennenlernen. Dieses Gefühl: mein Buch braucht kein Mensch. Und ich möchte dir heute erzählen, warum du dein Buch brauchst, und auch garantiert andere Menschen dein Buch gerne lesen würden.
Im Prinzip ist es ja erst einmal gut, dass du dir Gedanken darüber machst, warum du ein Buch schreiben solltest. Denn das zeigt, dass du dich damit auseinandersetzt, was dir das Schreiben eines Buches überhaupt bringen könnte. Denn wir müssen uns nichts vormachen: Ein Buch zu schreiben ist viel Arbeit. Und das sollte sich schon auf die eine oder andere Weise lohnen. Daher ist es wichtig zu wissen, was es dir bringt, ein Buch zu schreiben, weil du dann motiviert bleibst. Auch in den schwierigen Phasen. Und schwierige Phasen gehören beim Schreiben einfach dazu.
Vielleicht ist es gut, wenn wir uns das mal hier ein bisschen genauer ansehen, was der Unterschied ist zwischen Inspiration und Motivation. Inspiration und Motivation sind zwei Begriffe, die eng miteinander verbunden sind, aber sie haben trotzdem eine unterschiedliche Bedeutung.
Wenn du inspiriert bist, dann fliegt dir ein Funke zu. Inspiration bezieht sich auf Ideen und Eindrücke. Das begeistert dich und das beeinflusst dich. Inspiration ist diese Energie, die wir brauchen, um schreiben zu wollen.
Die Motivation ist dein Handlungsgarant. Wenn du motiviert bist, dann möchtest du deine Inspiration tatsächlich auch umsetzen. Deine Motivation könnte zum Beispiel sein, dass du berühmt werden möchtest oder du möchtest die Welt ein Stück besser machen oder du möchtest deine Gefühle ausdrücken. Diese Motivation ist immer ein bisschen das übergeordnete oder, wenn du möchtest, untergeordnete Ziel, das dich zum Handeln inspiriert.
Und genau hier kannst du jetzt ansetzen, wenn du den Mut verlierst: Wenn du auf einmal das Gefühl hast, du hast eine tolle Idee und eigentlich läuft alles ganz gut – und dann gehst du in eine Buchhandlung und du denkst, dein Buch braucht kein Mensch. Denn ich kann dir eine ganz starke Motivation mitgeben, und ich bin wirklich froh, dass ich das machen kann, weil es so wahr ist. Die Botschaft ist: du bist einzigartig und dein Buch gibt es noch nicht. Stell dir vor: Du schreibst nicht nur für dich, sondern für Menschen, die genau deine Geschichte hören wollen, weil sie dieses Einzigartige finden möchten.
So, jetzt denkst du vielleicht, ja gut, ist wunderbar daher gesagt, aber was soll dann an mir einzigartig sein? Ich kenne viele Menschen, auch in meinen Kursen, die glauben, dass sie kompletter Durchschnitt sind, aber so ist es gar nicht. Und für mich ist es immer der schönste Moment in den Kursen, wenn die TeilnehmerInnen sich gegenseitig ihre Texte präsentieren, zum ersten Mal, und wir uns dann darüber austauschen können, was an diesem Text so berührend ist. Wir sind ja so daran gewöhnt, in unserer eigenen Blase zu schwimmen, dass wir das selbst gar nicht sehen.
Du bist einzigartig. Das klingt nach Klischee, aber es ist einfach schlicht wahr und damit meine ich jetzt nicht nur deine DNA. Wir Menschen, wir ähneln uns in unseren Gefühlen und in unseren Motiven und in unseren Bedürfnissen. Und natürlich haben wir gemeinsame kulturelle Prägungen. Wir beeinflussen uns alle gegenseitig und wir werden beeinflusst. Und wir alle sind so daran gewöhnt, in Kategorien zu denken – in Völkern, in Generationen, in sozialen Schichten, in Jung und Alt, rechts, links, oben, unten … die Liste dieser Kategorien ist wirklich endlos – , dass wir leicht vergessen, wie individuell wir im Grunde sind. Jeder Mensch ist einzigartig und ich bin immer wieder berührt von den Texten, die ich in meinen Workshops lesen und mitbekommen darf. Ich finde das wirklich fantastisch und ich habe noch nicht ein einziges Mal gedacht, mein Gott ist dieser Text langweilig oder ist dieser Text Durchschnitt, sondern wenn man wirklich sich daran gewöhnt, seine Texte so zu schreiben, wie sie dir entsprechen, dann sind das berührende Texte. Keiner hat das Leben geführt, das du geführt hast. Keiner hat die Erfahrungen, die du gemacht hast. Niemand hat deine Geschichte, deine Sicht auf die Dinge, dein Wissen und deine Welt. Und diese Welt muss gar nichts Besonderes in deinen Augen sein. Es reicht völlig, dass sie deine ist.
Vielleicht sagst du jetzt, okay, schön und gut, ich bin vielleicht einzigartig, aber wie soll ich das dann in meine Texte einfließen lassen? Ich erzähle ja nicht von mir. Wenn du jetzt nicht gerade einen autobiografischen Text schreibst, dann liegt diese Frage völlig nah.
Du hast aufgrund deiner Erfahrung eine ganz eigene, eine ganz spezielle Wahrnehmung, wie du die Welt wahrnimmst, auch wenn du es nicht weißt. Und der Trick ist, dass du diese Wahrnehmung ernst nimmst und dass du sie wertschätzt.
Es gibt da ganz einfache Beispiele und die kennen wir ja alle. Nehmen wir an, du hast mit dem Rauchen aufgehört und auf einmal siehst und riechst du überall nur Zigaretten. Oder wenn du schwanger bist, siehst du auf einmal überall schwangere Frauen. Das fällt dir vorher gar nicht auf, und jetzt, überall, an jeder Ecke. Wenn du Hunger hast, dann steigt dir der Duft vom gekochten Essen oder aus jeder Bäckerei ganz besonders verführerisch in die Nase.
Deine Wahrnehmung ist immer davon geprägt, was du empfindest und wie du gerade unterwegs bist. Und wenn du dir jetzt anschaust, was dir beim Erzählen einer Geschichte wichtig ist, dann kommst du deiner eigenen Wahrnehmung ein ganzes Stück näher. Worauf achtest du? Was möchtest du wirklich erzählen?
Geh nicht danach, was andere erzählen. Zum Beispiel: Ist es dir wichtig, wie deine Figuren aussehen? Wenn dir das nicht wichtig ist, dann lass es weg. Das brauchst du nicht. Es reicht zu erzählen, wie die Figuren wirken und wie sie sich bewegen und wie sie handeln. Das funktioniert ganz wunderbar. Das wirst du bei ganz vielen SchriftstellerInnen finden.
Es geht also darum: Was ist dir bei Menschen wichtig? Was ist dir in der Welt wichtig? Worauf achtest du? Was brauchst du, um Menschen näher kommen zu können? Oder was stößt dich ab? Und wenn du das alles, diese Weltsicht, wenn du das in deine Texte packst, dann werden sie zu deinen Texten und sie werden einzigartig.
Wir sind oft so blind für das, was uns auszeichnet, weil wir es nicht anders kennen. Wir sind es gewohnt und daher scheint es uns selbstverständlich zu sein. Wie gesagt, deshalb ist es schön, sich mit anderen auch in Gruppen auszutauschen und weil wir einander zeigen können, was so besonders an unseren Texten ist. Aber du kannst es natürlich auch selbst entdecken. Du brauchst nur ein bisschen Abstand.
Nimm zum Beispiel diesen Moment, in dem du gerade meinen Beitrag hörst. Schau um dich. Was siehst du? Was riechst du? Was hörst du außer meiner Stimme? Was spürst du? Genau da, wo du jetzt bist, da ist kein anderer Mensch. Dieser Raum, egal wie klein der ist und diese Perspektive, die du jetzt hast, die hat auf der ganzen weiten Welt nur du.
Ich finde diesen Gedanken unglaublich faszinierend, weil er zeigt, in was für einer Fülle wir eigentlich leben. Manchmal, wenn ich an besonders schönen Orten bin, wie im Wald oder auf einer Wiese oder ich habe eine unglaublich gute Aussicht, dann bin ich manchmal völlig überwältigt, dass ich jetzt hier stehe und die ganze Welt sich mir gerade in diesem Augenblick bietet. Wie ein riesiges Geschenk. Diese Sonne, diese Wolke, der Wind in meinem Haar, der Duft. All das gehört in diesem Augenblick nur mir. Und ich finde das einen ganz starken Gedanken, um schreiben zu können.
Also: Warum solltest du ein Buch schreiben? Weil kein Mensch auf der ganzen Welt weiß, wie es ist, du zu sein. Nutze deine Fülle und deine Erfahrungen und dann schreib deine Geschichte, wie nur du sie schreiben kannst. Und wenn du das schaffst, dann wirst du vielleicht gar nicht mehr fragen, warum gerade du ein Buch schreiben solltest, weil das Schreiben an sich eine solche Bereicherung ist.
Wenn du dich mit diesem Thema beschäftigen möchtest: Ich habe dir auf meiner Website ein paar Fragen zusammengestellt, mit denen es dir vielleicht gelingt, deine Einzigartigkeit zu erkennen. Du findest wie immer den Link zu diesem Bonusmaterial in den Shownotes unten und du musst dich nur zu meinem Newsletter anmelden und meine Website schickt dir dann automatisch das Passwort zum Download-Bereich.
Das war es dann wieder für heute. Ich hoffe sehr, dass du nach dieser kleinen Podcast-Folge deine Einzigartigkeit erkennst und dass du dich nicht mehr von anderen Büchern und von der schieren Masse überfluten und beirren lässt.
Komm gerne in der nächsten Folge wieder vorbei. Dann möchte ich mit dir darüber reden, warum du dich lieber davon verabschieden solltest, alles gut und richtig zu machen.
Abonniere gerne meinen Podcast, wenn du es bisher noch nicht gemacht hast, und natürlich freue ich mich, wenn du das hier weiter empfiehlst.
Alles Liebe und bis zum nächsten Mal.
Ich wünsche dir ein gutes Schreiben.
Deine Ulrike Hartmann