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Zehn Fragen, ein Interview. In dieser Reihe erzählen Autor*innen, wie sie ihre Bücher schreiben.
Planst du oder schreibst du aus dem Bauch heraus?
Definitiv aus dem Bauch heraus.
– Christine Werner
Foto © Susanne Fern
Christine Werner kenne ich seit vielen Jahren und wir haben schon oft über unsere Geschichten und Figuren geredet. Sie ist Hörfunkjournalistin und Autorin von Kinder- und Jugendbüchern, und was ich an ihren Büchern besonders schätze, ist nicht nur ihre einfühlsame Sprache, sondern auch ihre Liebe zu den Figuren. Christine nimmt die Probleme von Kindern und Jugendlichen ernst und packt sie nicht in eine rosa Wolke. In „Silberregen glitzert nicht“ etwa lebt Emely mit der Tablettensucht ihrer Mutter.
Liebe Christine, warum schreibst du Bücher?
Weil ich mir damit die Welt und verschiedene Welten erschließe und hoffe, dass beim Lesen dasselbe geschieht. Und um „ungehörten“ Figuren eine Stimme zu verleihen.
Was ist die größte Herausforderung für dich?
Lange am Schreibtisch zu sitzen. Ich bin gut darin, Gründe zu finden, warum ich jetzt raus muss.
Was macht dir am meisten Spaß?
Mich in die Gefühlswelten hineinzudenken. Wie reagiert eine Figur auf eine Situation, wie drückt sie Gefühle aus, wovor hat sie Angst, was „macht das mit ihr“, warum ist sie so wie sie ist. Und dann: Wenn „der Stift“ diesen Handlungsimpulsen der Figuren folgt, wenn die Charaktere zu leben anfangen und sie fast von alleine wissen, wo sie langgehen müssen.
Für wen schreibst du?
Für alle, die die Geschichten lesen wollen.
Wo schreibst du am liebsten?
Das versuche ich noch herauszufinden. Im Moment viel Zuhause, am Schreibtisch. Manchmal unterwegs. Ich träume von einem Schreibort in den Bergen mit Kuhglockengeräusch, aber den habe ich noch nicht gefunden. Wenn jemand Tipps hat – gerne her damit.
Planst du oder schreibst du aus dem Bauch heraus?
Definitiv aus dem Bauch heraus. Ich habe die Figuren im Kopf, einzelne Szenen, meist auch das Ende – und damit fange ich an. Bei mir läuft viel über die Figuren, deren Gefühle und Beziehungen untereinander. Und damit verbunden die Frage: Was steht bei der jeweiligen Figur auf dem Spiel? Welche existenzielle Frage treibt sie um. Vielleicht habe ich so angefangen, weil es bei meinen bisherigen Jugendbüchern jeweils um herausfordernde Situationen in Familien geht. Ich frage mich jetzt selbst, ob ich bei anderen Themen oder in einem anderen Genre mehr planen würde. Käme mal auf einen Versuch an. Aber wie gesagt, bisher lasse ich mich viel von den Figuren leiten und vom Prozess überraschen – und mag das auch so.
Wann weißt du, dass eine Textstelle gelungen ist?
Während des Schreibens kann ich das nie genau sagen. Da hoffe ich eher, dass es gelingt. Aber wenn ich eine Textstelle mit zeitlichem Abstand lese und denke: Wow, das hab ich so geschrieben? Dann habe ich das Gefühl von: ist gelungen.
Dein bester Rat fürs Schreiben?
Nicht sehr originell: Schreiben.
Was gibt dir Kraft beim Schreiben?
Die Selbstbestimmtheit der Arbeit. Wobei … kann ja auch zum Fluch werden, siehe Frage 2 😉.
Welches Buchprojekt liegt dir gerade oder als nächstes am Herzen?
Mein nächstes Jugendbuch.
Vielen Dank für das Interview, Christine.
Christine Werner, geboren 1967 in der Pfalz, ist Hörfunkjournalistin und Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Im Hörfunk produziert sie vor allem längere Feature und Reportagen, von denen einige Preise erhielten. Ihr letztes Feature „Vier Schichten – Der Wert der Arbeit“ (DLF) wurde beim „dokKa-Dokumentarfestival“ als beste Hördokumentation ausgezeichnet und von der Filmstiftung NRW gefördert. Ihre bisherigen Jugendbücher sind bei Mixtvision erschienen. 2021 „Blitzeinschlag im TerriTorium“ und 2023 „Silberregen glitzert nicht“. Auch für die Arbeit an ihren Jugendbüchern wurde sie gefördert, unter anderem mit einem Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen und aktuell durch ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds. Sie lebt und arbeitet in Köln.
Weitere Links:
Feature: Vier Schichten – Der Wert der Arbeit:
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